Forms & Elements:
Vier Jahreszeiten

Wo ist bloß das Licht? Der Winterblues hat viele fest im Griff, jedes Jahr wieder. Dabei leben die Menschen seit jeher mit dem Wechsel der Jahreszeiten und mit der konstanten Laufbahn der Erde. Wenn im Winter polarseits der beiden Wendekreise die Zeit im Grau wabert oder sich jenseits der Polarkreise ganz auflöst in ein monatelanges Dunkel, dann verschwinden mit dem Licht die Wärme, Farbe und Leichtigkeit aus dem Alltag der Lebewesen. Manche Menschen genießen den Minimalismus der kalten, monochromen Tage, aber vermutlich sehnen sich mehr noch nach dem überbordenden Bunt im Sonnenschein. Das vergangene Licht drückt vielen mehr aufs Gemüt als das kommende an Vorfreude bringt. Aber kann eigentlich, wer das schwere Dunkel im Winter nicht kennt, sich über die wuchernde Grünüppigkeit im Frühsommer freuen? Kann, wer die schweißtreibende Langsamkeit des Hochsommers nicht kennt, den tosend-feuchten Herbstwind und den klirrendklaren Winterschnee genießen? Ein jeder mag seine Lieblingsjahreszeit haben, aber ohne ihr klimatisches Gegenüber könnten wir sie nicht genauso genießen. Wie schön ist es also mit den Jahreszeiten zu leben, all die Farben des Lichtes, all die Formen von Niederschlag, Töne von Nebel und Bewegungen von Wolken zu kennen. Mit jeder Jahreszeit erweitert und erneuert sich unsere Sichtweite, unsere Vorstellung von den Dingen und unser Lebensgefühl. Und der verlässliche Wechsel stärkt unsere Kraft, schlechte Zeiten zu überstehen, wie Albert Camus feststellte: „Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.“ Also, ab ins nasse Grau, ins kaltfieselnde Frühjahr, ins klamme Seelenelend. Versprochen, irgendwann kommt auch wieder ein sanft wärmender Sonnenschimmer.

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